Handout der 2. Landesfachtag Autismus und Schule

 

            (2013,  S. 55 ff., BIS Autismus)

  • Mögliche Maßnahmen des Nachteilsausgleichs:

Zeit

Umfang

Raum

  • erhält verlängerte Arbeitszeiten bei schriftlichen Arbeitsaufträgen; auch bei schriftlichen Leistungsnachweisen
  • auch bei Leistungsnachweisen sind Unterbrechungen in Form von Auszeiten, z.B. Schreibpausen, gestattet
  • eine Reduzierung der Aufgabenmenge auf der quantitativen Ebene auch bei Leistungsnachweisen wird gewährt, eine Reduzierung im Anforderungsniveau findet nicht statt
  • ein gesonderter Raum bei schriftlichen Arbeitsaufträgen oder Leistungsnachweisen wird gestellt
  • erhält ggf. Unterstützung durch die Schulbegleitung; diese bezieht sich nicht auf die inhaltliche Ebene

Aufgabenstellung

  • erhält eindeutige Aufgabenstellungen mit verlässlichen zeitlichen Angaben und klar strukturierten Anforderungen bezüglich Umfang, Inhalt und Art der Ausführung
  • bekommt, falls erforderlich, zusätzliche individuelle Erklärungen durch die Lehrkräfte oder durch die Schulbegleitung
  • erhält bei Bedarf in Teilschritte untergliederte Organisations- und Strukturierungshilfen beim Bearbeiten von komplexen Aufgabenstellungen
  • auch in Leistungsnachweisen erfolgt eine Rückversicherung, ob die Aufgabenstellung verstanden worden ist
  • die Aufgabenstellung kann visuell hervorgehoben werden

Zusätzliche

Strukturierung

  • das Aufgabenblatt wird mit vergrößerter Schrift, durch Hervorheben der Sinneinheiten oder mittels deutlicher Strukturierung der Absätze usw. aufgearbeitet
  • die jeweiligen Aufgaben werden bei Bedarf von einander abgetrennt und auf jeweils separaten Blättern bereitgestellt
  • eine visuelle Kennzeichnung der Aufgabenstellung kann bei Bedarf vorgenommen werden
  • die einzelnen Arbeitsschritte werden in einer Ablaufsskizze verdeutlicht
  • die einzelnen Aufgaben werden gesondert vorgelesen und wiederholt
  • nicht eindeutige Begriffe werden gesondert erläutert und erklärt
  • die Aufgabenstellung und das Ziel einer Aufgabe werden zusätzlich erläutert
  • bei Bedarf werden zum besseren Verstehen des Inhaltes Schlüsselwörter visuell hervorheben
  • bei Bedarf Einsatz von Strukturierungshilfen (Miniliste zum Abhaken, Gliederungen, Piktogramme...); diese können auch in Leistungsnachweisen eingesetzt werden

Motorik

  • in der Bewertung der Schrift, der Farbgestaltung im Kunstunterricht sowie bei zeichnerischen Aufgabenstellungen Zeichnungen z.B. im Fach Mathematik im Bereich der Geometrie oder Erdkunde wird eine Exaktheitstoleranz gewährt
  • bei Bedarf wird die Bewertung der Schrift ausgesetzt (Akzeptanz der Druckschrift)

Partner- oder Gruppenarbeit

  • bei Partner- oder Gruppenarbeit wird ein konkreter Auftrag vorgegeben; zum Beispiel: „Du bist für xxxx zuständig.“ oder „Du präsentierst nachher das Ergebnis.“ oder „Suche du alles für Aufgabe 4 heraus.“ usw. )
  • bei Bedarf wird eine Einzelarbeit angeboten auf der gleichen Qualitätsstufe

Einsatz von Hilfsmitteln

  • Diktiergerät
  • Computer
  • Handy als Fotoapparat
  • Gesonderte Stifte, Hefte u. ä.
  • doppelter Büchersatz
  • Fotokopien/Handouts des Tafelbildes

Fächerübergreifendes

  • bei Problemen der mündlichen Beteiligung am Unterricht wird z. B eine schriftliche Ausarbeitung, eine Projektarbeit oder eine praktische Gestaltungsarbeit zur Ermittlung der mündlichen Note herangezogen
  • ein mündliches Referat kann anstelle eines schriftlichen Nachweises erstellt werden (oder in umgekehrter Abfolge)
  • die speziellen Interessen und Stärken können als Ausgleich für weniger gut erbrachte Leistungen herangezogen werden, indem diese in einer der Lernausgangslage des Schülers/der Schülerin entsprechenden Form von ihm/ihr präsentiert werden
  • am mündlichen Unterricht wird dem Vermögen entsprechend teilgenommen; die mündliche Beteiligung fließt daher nicht in vollem Umfang in die Gesamtnote mit ein.
  • bei feinmotorischen Problemen Mappenführung nicht in die Bewertung einfließen lassen

Mathematik

  • der Toleranzbereich bei zeichnerischen Aufgabenstellungen, z.B. bei geometrischen Zeichnungen, wird erhöht
  • die individuellen Rechenwege werden akzeptieren, wenn diese zum richtigen Ergebnis führen
  • der Einsatz einer Multiplikationstabelle wird gestattet, sofern die Operation verstanden und die Multiplikation nicht Gegenstand der Überprüfung ist
  • es erfolgt keine Vermischung von verschiedenen Aufgabentypen, sondern die einzelnen Rechenoperationen werden in klar abgetrennten Blöcken abgefragt
  • Textaufgaben, die in einen sozialen Kontext eingebettet sind, werden durch sachbezogene Kontexte ersetzt
  • die Rechenwege oder Zwischenschritte müssen nicht aufgeschrieben werden, wenn das Ergebnis nachvollziehbar richtig errechnet wird
  • erhält ein Strukturierungsraster bei Textaufgaben
  • numerische Aufgaben werden bevorzugt eingesetzt

Deutsch

  • bei Aufsätzen: Anstelle der Interpretation eines Textes mit emotionalen Inhalten einen Text mit sachbezogenem Inhalt bearbeiten lassen
  • Gedicht außerhalb des Klassenraums aufsagen lassen
  • Handlungsvorlage bei der Erstellung von Aufsätzen bereitstellen
  • Zulassen der individuellen Weltsicht bei Aufsätzen
  • bei Bildergeschichten den beschreibenden Charakter akzeptieren
  • im Bereich der Rechtschreibung: z.B. wenn Zeichensetzung, Wortgrenzen, Groß- und Kleinschreibung ignoriert werden, können diese Fehler nicht berücksichtigen werden; im Falle besonderer und andauernder Schwierigkeiten in der Rechtschreibung werden weitere Maßnahmen ergriffen
  • Bei Bedarf kann die Benotung der Rechtschreibung ausgesetzt werden
  • die Note für den Bereich der Handschrift kann ausgesetzt werden
  • eine Liste mit Redewendungen und deren Erläuterungen kann auch in Leistungsnachweisen benutzt werden
  • ein Bedeutungswörterbuch ist auch in Leistungsnachweisen zugelassen
  • die Kriterien bzw. die Eckpunkte bei der Erstellung eigener Texte in den verschiedenen Textsorten werden offengelegt und liegen schriftlich vor, damit sie nachvollziehbar „abgearbeitet“ werden können

Englisch

  • bei auditiven Übungen bei Bedarf in Schriftform zur Verfügung stellen
  • fehlerhafte Aussprache tolerieren und Bloßstellung vermeiden
  • die Lehrwerke berücksichtigen den kommunikativen Ansatz („Small Talk“) und machen Unterstützung notwendig
  • Aufarbeitung von Jugendproblemen bereitet Schwierigkeiten

Musik

  • Auszeiten bei Reizüberflutung werden zugelassen
  • falls Schwierigkeiten bei Takt- und Rhythmusaufgaben bestehen, werden diese nicht bewertet

Sport

  • die Individualsportarten werden anstelle von Mannschaftsspielen bewertet
  • bei motorischen Problemen sollten diese nicht in die Bewertung einfließen
  • Befreiung von Wettkämpfen und Großveranstaltungen falls notwendig
  • bei entsprechender Möglichkeit wird der Sportunterricht durch Krankengymnastik, Psychomotorik o. ä. ersetzt (d. h. der Schüler / die Schülerin nimmt nicht am Schulsportunterricht teil, erhält aber in der Freizeit Therapie in der vorab genannten Form. Dieses gilt als Sportersatz anerkannt, eine Bewertung entfällt)